Es gibt ohne Ende verschiedene Schwerttypen. Aber denkt man an Schwerter, fällt einem irgendwie zu aller erst das mittelalterliche Ritterschwert ein. Man kennt es nicht bloß aus zahlreichen Ritterfilmen sondern auch aus uralten Legenden. Viele dieser alten Waffen tragen sogar phantasievolle Namen. Ihnen wurden sagenhafte, magische Kräfte nachgesagt, die ihren Besitzer angeblich unbesiegbar und unverwundbar machten.
Eines der berühmtesten Ritterschwerter ist wohl das legendäre Schwert „Excalibur“ des mytischen Königs Artus. Aber wie es genau ausgesehen haben mag, kann man heute nicht mehr mit Sicherheit nachvollziehen. Auch magische Schwerter rosten, zumal dieses spezielle Schwert nach König Artus´ Tod wieder in dem See gelandet ist, aus dem er es laut Sage und Legende erhalten hat. Dort soll es bis zum heutigen Tage vor sich hin oxidieren.
Antike Schwerter, die tatsächlich in Gebrauch waren und das ein ums andere mal Blut geschmeckt haben, sind heute nur noch bruchstückhaft und ziemlich verwittert erhalten. Um sich eine einigermaßen genaue Vorstellung eines funktionalen Ritterschwertes machen zu können, dienen heute beispielsweise Zeremonien- oder Reichsschwerter, die nicht für den Kampf gefertigt und daher viel schwerer und reichlicher sowie kostbarer verziert wurden, als Vorlage. Auf die hat man besser aufgepasst. Sie wurden nicht mit Blut und Schlamm bedeckt auf irgendeinem Schlachtfeld zurück gelassen oder ihrem verstorbenen Besitzer mit ins Grab gelegt, wo sie einträchtig nebeneinander verrotten konnten. Diese speziellen Schwerter wurden gehegt und gepflegt und in Schatzkammern oder Kirchen aufbewahrt, weshalb sie bis heute gut erhalten sind. Aufgrund ihres Gewichtes wären sie auch nicht für den Kampf geeignet gewesen. Man kann also nur schätzen, wie lang und schwer so eine gebräuchliche Waffe tatsächlich gewesen ist, mit der so ein Ritter eine ganze Schlacht durchstehen musste.
Als Ritterschwert bezeichnet man gemein hin Schwerter mit langer klinge, die mit einer Hand geführt werden konnten. Im Europäischen Mittelalter, in der Zeit zwischen dem 10. und 15. Jahrhundert wurden diese Waffen hauptsächlich vom „Schwertadel“, also von Rittern verwendet. Man vermutet, daß sich das mittelalterliche Ritterschwert aus den immer größer und wuchtiger werdenden Wikingerschwertern entwickelte. Für einen Ritter war sein Schwert nicht nur eine Waffe, sondern auch ein Statussymbol. Diese Schwerter vermitteln mit ihrer besonders langen Parierstange den Eindruck eines christlichen Kreuzes, weshalb der ein oder andere Kreuzritter gerne Schutzzeichen, Segenssprüche, Namenszüge oder Symbole aus Kupfer oder anderen Edelmetallen in die Klinge einlegen ließ.
So ein teures Ritterschwert bestand aus dem Heft mit Knauf, der Parierstange und natürlich der langen, aufwendig geschmiedeten und beidseitig geschärften Klinge. Die Klinge besaß in der Regel eine Hohlkehle und diente der Gewichtsreduzierung und nicht etwa als "Blutrinne" in der das eben vergossene Blut abfließen sollte, wie lange gemeinhin angenommen wurde. Diese Hohlkehle war ebenfalls ein beliebter Ort für die bereits erwähnten Schutzzeichen und Segenssprüche.
Die Parierstange hat den Zweck die Schläge des Gegners abzufangen und gleichzeitig zu verhindern, daß die eigene Hand auf die scharfe Klinge rutscht. Als „Heft“ bezeichnet man den Griff des Schwertes, der meist aus Hartholz gefertigt wurde, das man mit einem Geflecht aus Leder, Metall oder Stoff umwickelte für einen besseren „Grip“. Den Abschluss bildete der Knauf, der verhinderte, daß dem Ritter im Eifer des Gefechtes die Waffe aus der Hand rutschte. Außerdem bildete er gleichzeitig das Gegengewicht zur lagen Klinge. Durch diese veränderte Schwerpunktlage wurde die Schwertführung entscheidend verbessert. Meist wurde der Knauf auf den Erl der Klinge geschoben und dann vernietet. Der Erl ist die durch das gesamte Heft verlaufende Verlängerung der Klinge, an der der hölzerne Griff angebracht wird.
War das Schwert gerade mal nicht in Gebrauch, ruhte es in einer Scheide, die am Wehrgehänge befestigt wurde. Diese Scheide hat man oft kunstvoll gestaltet und bestand meist aus Holz, das mit Leder überzogen oder umwickelt und durch Metallteile ergänzt wurde. Damit die Waffe nicht ungewollt aus der Scheide rutschte, kleidete man das Innere gerne mit Fell aus.
Mit dem richtigen Schwert ausgestattet fehlte dem edlen Ritter jetzt nur noch eine stabile Rüstung, ein ebenfalls von oben bis unten eingerüstetes, unerschrockenes Pferd und natürlich ein guter Grund um sich zu prügeln und die nächste Schlacht konnte kommen.
Text: Nadja von der Hocht
Beitragsbild: frühmittelalterliches Ritterschwert (Rekonstruktion)
Søren Niedziella, modified by Torana, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Bild: Die Herrin des Sees übergibt König Artur das Schwert Excalibur
Ladyofthelake1.jpg: Alfred Kappesderivative work: Themadchopper (Diskussion), Public domain, via Wikimedia Commons
Foto: „Joyeuse“, das Schwert Karls der Großen, 13. Jahrhundert
Chatsam, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Bild: John Langford Pritchard as Ivanhoe in Scott's „Ivanhoe“, 1824
Drawn and engraved by William Home Lizars., Public domain, via Wikimedia Commons